Deutsche Malerin Eva Warnke stellt bis 2. November Bilder in Chicago aus

Chicago, IL. – Ihre Bilder künden von Tragödien, Dramen und Romanzen. Eva Warnkes Gemälde erzählen Geschichten voll Gefühl und Poesie. „Solche Werke kann nur eine Frau schaffen“, sagt Mia Park, Inhaberin der gleichnamigen Galerie in Chicago. Dort wurde am vergangenen Donnerstag eine Ausstellung der Künstlerin eröffnet, die bis zum 2. November andauern wird.

Rund 140 Kunstfreunde aus Politik, Wirtschaft und Kultur nahmen im Laufe des Abends die Gelegenheit wahr, um sich in der „Mia Gallery“ von Eva Warnkes Werken inspirieren zu lassen. Die deutsche Malerin hatte bereits 1989 in New York und Rom Aufsehen erregt. Heute lebt die ehemalige Waldorfschülerin in Italien. In dem Land, „wo die Zitronen blühn“, komponiert sie heute ihre Werke.
Die Bilder der deutschen Künstlerin erzählen Geschichten. „Wer Augen hat, zu sehen, der sehe. Wer Ohern hat, zu hören, der höre“. Der Besucher muß nur genug Muße und künstlerische Phantasie mitbringen, um sich auf die Bilder einzulassen. Die Dialoge innerhalb der Bilder sind an keine irdische Sprache gebunden. Jeder kann sie verstehen.

Eva Warnkes Markenzeichen ist „ein Bild im Bild“. In irgendeiner Ecke findet sich immer ein kleines Portrait, meistens in schwarz-weiß oder zart coloriert, das auch einen Schlüssel zum Verständnis des gesamten Bildes liefert. Die dargestellten Figuren „am Rand“ stehen in intensiver Beziehung zu den Accessoires der sie umgebenden Stilleben. Man kann eine mythische Leidenschaft zwischen den dargestellten und den nur durch Kleidungsstücke präsenten Figuren erahnen.
Fast unverfänglich scheint die Szenerie. Das klassische Abbild eines adonishaften Männerkopfes am Rande. Einen sehnsüchtigen Blick gen Himmel gewandt. Über einem Stuhl ein samtener Umhang in der Farbe der Liebe. Nahezu abseits auf dem Boden liegt ein Apfel, die verbotene Frucht. Phantasievoller kann man den Mythos von Adam und Eva und der Vertreibung aus dem Paradies nicht darstellen. Der Zuschauer versinkt in einem Meer von Assoziationen. Der eigenen Vosstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt. Eva Warnke macht keine Vorschriften. Sie gibt nur Anstöße.
Musik ist genauso ein Bestandteil ihre Bilder, wie auch Bewegung und Tanz. Eine Prima Ballerina wird eins in einem Bild mit der Musik, die sie umgibt. Das aufgeschlagene Notenbuch beinhaltet die Chiffren „geronnener Töne“. Eine Geige steht für den Betrachter bereit. Er soll sie ergreifen und das Bild musikalisch zum Leben erwecken. Melodien von Chopin und Liszt schwingen mit in den Werken von Eva Warnke. Sie werden fast sinnlich erfahrbar. Hier vermählen sich Malerei und Dichtkunst vor dem „Altar“ sinfonischer Poesie. „Wer Ohren hat, zu hören…“.

Aus Nordamerikanische Wochen-Post, 26. Oktober-1. November 1991

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